Startseite
Individualbesteuerung Schweiz

Individual­besteuerung: Mehr Gerechtigkeit oder Mehraufwand?

National- und Ständerat haben im Juni 2025 die Individualbesteuerung gutgeheissen. Die Vorlage ist umstritten und das Volk wird voraussichtlich im Jahr 2026 darüber abstimmen können. Die Idee stammt von den FDP-Frauen und hat zum Ziel – nebst der Steuergerechtigkeit – auch vermehrt Erwerbsanreize für Zweitverdienende zu schaffen. Bereits im Jahr 2016 durfte das Schweizer Stimmvolk über eine ähnliche Initiative abstimmen – damals wurde die Initiative "Für Ehe und Familie – gegen die Heiratsstrafe" abgelehnt.

Gerechtigkeit führt zu Mehraufwand

Wird die Vorlage zur Individualbesteuerung tatsächlich angenommen, müssen auch Ehepaare getrennte Steuererklärungen ausfüllen. Das heisst, sämtliche einkommens- und vermögenssteuerlich relevanten Daten müssen entweder separat vorliegen oder aber rechnerisch aufgeteilt werden. In der Schweiz sind gemäss Bundesamt für Statistik rund 40 % der Personen verheiratet.

Die Einführung der Individualbesteuerung führt dazu, dass jährlich rund 25 % mehr Steuererklärungen von den Steuerbehörden zu prüfen sind. Einerseits wird die Erhebungswirtschaftlichkeit schlechter, andererseits wird der Steuerbezug – also das Eintreiben des Geldes – administrativ aufwändiger.

In der praktischen Umsetzung dürfte die Individualbesteuerung zu erheblichem Mehraufwand für die Ehepaare als auch zu einer merklichen Mehrbelastung bei den Steuerbehörden führen. Dieser Mehraufwand ist jährlich wiederkehrend und nicht einmalig. Ob der beabsichtigte Erwerbsanreiz für Zweitverdienende damit tatsächlich erreicht werden kann, ist zum heutigen Zeitpunkt nicht abschliessend beurteilbar.

Gewinner und Verlierer der Individualbesteuerung

Gemäss Berechnungen des Bundesamtes für Statistik setzt sich der Anteil der Profiteure bzw. Verlierer wie folgt zusammen:


  • 50 Prozent der Steuerpflichtigen werden entlastet
  • 36 Prozent erfahren keine Änderung – auch weil sie teilweise schon heute keine Bundessteuern bezahlen
  • 14 Prozent der Steuerpflichtigen müssen mehr Steuern bezahlen

Ehepaare, die etwa gleich viel verdienen, profitieren von der Individualbesteuerung am meisten. Bei fast allen Ehepaaren mit zwei erwerbstätigen Partnern resultiert ein Vorteil durch das neue Steuerregime. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass sehr ungleiche Einkommensverteilungen die höchsten Zusatzbelastungen stemmen müssen.

Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob die Beseitigung des finanziellen steuerlichen Nachteils durch die Heirat nicht einfacher zu bewerkstelligen wäre. Also z. B. über eine fein abgestimmte Tarifanpassung.

Steueroptimierung durch die Individualbesteuerung

Sollte dereinst die Vorlage angenommen werden, stellt sich für Verheiratete die Frage, ob sie ihre künftige Steuerbelastung optimieren können. Spannende Möglichkeiten ergeben sich durch die steuerplanerische Aufteilung von Einkommen auf neu zwei Steuersubjekte.

Dürfen wir Ihnen weiterhelfen?

  • Marco Frappa

    Marco
    Frappa

    Betriebsökonom FH, dipl. Steuerexperte, MAS FH in MWST, LL.M. VAT

Bleiben Sie mit uns auf dem neusten Stand

In unserem Newsletter und auf LinkedIn Link öffnet in neuem Fenster.informieren wir Sie regelmässig über Neuigkeiten aus Treuhand, Prüfung und Beratung. Ausserdem erhalten Sie in unserem finanzklang-Podcast spannende Themen direkt aufs Ohr.